„Eines vorweg: als Pflegestelle haben wir versagt 😉
Snoopy kam im November 2014 als Pflegehund zu uns. Wir haben es uns gut überlegt, da ein dritter Hund die Familie zeitlich und finanziell doch nochmal belastet, deshalb sollte es ein Pflegehund sein. Und warum wir uns dann für Snoopy entschieden haben obwohl immer viele Anfragen herein flattern… keine Ahnung… es war dieser Blick!
Snoopy, 9 Jahre, Terrier-Mix, wohnte in einer Garage, teilweise an der Kette, der beschäftigt werden will, mehr wussten wir nicht. Der erste Eindruck war: offen, abwartend, unverbindlich. Er stieg ohne weiteres in unser Auto und fuhr mit, natürlich ohne sich zur Ruhe bringen zu lassen, aber sonst problemlos. Unsere zwei Hundedamen konnten sich mit ihm schon bei der Übergabe beschnüffeln.
Zuhause bemerkte ich dann, dass seine Schwanzhaare stufenweise sehr kurz, wie abgenagt waren, und er zeigte dann auch die nächsten Tage gleich die Verhaltensauffälligkeit „Schwanzjagen“. Dazu kam noch Schatten und Lichtpunkte fixieren, Autos jagen am Zaun mit Dauergebell und Kreiseln, sowie Dauergebell mit Kreiseln beim Spaziergang wenn Autos langsam vorbeifuhren oder gar stehenblieben. In dieser hohen Erregungslage war nicht ansprechbar und setzte massiv die Zähne ein wenn man ihn mit der Hand festhalten wollte.
Also auf ein Wort trainieren, dass das Verhalten unterbricht und Alternativverhalten anbieten: das war bei uns „geh-auf-dein-Bett- und-nimm- den-Kong“ der immer gut gefüllt war ;). Snoopy lernt sehr schnell und zeigt mittlerweile kein Schwanz-, Licht- und Schattenjagen mehr. An stressigen Tagen, wenn er abends manchmal etwas ruhelos ist, braucht er noch unsere Hilfe: Geh-in-dein-Bett und großes Lob abholen (manchmal auch noch Futter 😉 und er kann entspannen.
Auch das Festhalten und Hochheben löst keine Aggression mehr hervor, ganz entspannt ist er dabei immer noch nicht, deshalb trainieren wir das immer mit angezogenem Maulkorb – den er übrigens liebt…
Während der Zeit zeigte er uns auch sein großes Terrier-Herz: Mäusebuddeln bis zum umfallen, alle Fußbälle unseres Sohnes (7 J.) zerbeißen und totschütteln, Ressourcen selbstverständlich für sich beanspruchen und verteidigen und immer wieder: Ich will lernen! Das hat uns nicht verzweifeln lassen 😉
Mittlerweile liegen wieder 5 neue Fußbälle im Garten und Snoopy weiß das er einen eigenen Ball zum totschütteln hat. Er darf Mäusebuddeln, hört aber auf wenn wir weitergehen wollen, vorbeifahrende Fahrzeuge werden nicht mehr beachtet. Er weiß, dass er den Tag über unser Schlafzimmer als Rückzugsort nehmen darf, aber raus muss wenn wir es sagen. Er weiß, dass unsere Hundeomi Paula sehr ruhig das Regiment führt, aber sollte er zu frech werden, Ärger bekommt. Er darf bei Besuch bellen, soll aber aufhören, wenn es genug ist. Wenn eine Horde Kinder im Garten Fußballspielen wird ruhig zugeschaut, nicht mitgespielt und bei Streitigkeiten der Menschen wird sich nicht eingemischt ;). Er liegt entspannt in der Sonne, ohne gleich jedes „komische“ Geräusch verbellen zu wollen und kommt zu mir, wenn er vor lauten, brummenden Insekten Panik bekommt.
Und natürlich fällt er auch immer wieder in ein „altes“ Verhalten zurück, vor allem was das verbellen im Garten und „darf ich was vom Tisch klauen“ betrifft, aber: er macht es mit einem Seitenblick auf uns Menschen! Und wenn er von uns ein „Snoopy – Lass es“ und ein angebotenes Alternativverhalten bekommt, lässt er sich sofort drauf ein, und ich bin überzeugt, er macht sich oft einen Spaß daraus oder es ist ihm grad langweilig und er will beschäftigt werden… Aber genau das, macht ihn so liebenswert für uns.
Mittlerweile begleitet er mich immer öfters bei Einzelstunden. Durch seine soziale Kompetenz mit anderen Hunden und sein ruhiges Auftreten hilft er mir bei Hunden mit sozialem Angst- und Aggressionsverhalten.
Sein „unverbindliches“ Verhalten uns Menschen gegenüber ist echter Bindung gewichen und es würde uns (und ihm, glaub ich auch) im Herzen weh tun, wenn wir uns trennen müssten. Er zeigte uns in der verhältnismäßig kurzen Zeit die er bei uns ist, dass es sich lohnt mit Ruhe, Geduld und natürlich mit Konsequenz (aber liebevoller!) mit Hunden zu arbeiten, und dass auch alte Hunde lernen wollen und können!
Deshalb bleibt er bei uns.“
Liebe Bettina, wir sind überglücklich, dass Snoopy, der ein großes Sorgenkind war, in deinen professionellen Händen Zuflucht fand und dadurch letztendlich sein Traumzuhause. Du hast als Pflegestelle versagt, aber ein weiteres Mal bewiesen, welch tolle Hundetrainerin und Tierfreundin mit riesen Herzen für Tiere in Not du und deine Familie seid. Alles Liebe und Gute wünschen wir euch von Herzen.